Ein Abend in drei Teilen: ein getanztes Triptychon, kraftvoll, betörend, verzaubernd. Die talentierte Choreografin und Performerin Leïla Ka hat eine einzigartige Handschrift, die urbanen und zeitgenössischen Tanz miteinander verbindet. Auch ihre prägende Erfahrung mit dem Theater beeinflusst ihre Arbeit, u.a. wirkte Ka in der legendären Inszenierung May B der französischen Choreografin Maguy Marin mit – eine der bedeutendsten Vertreter*innen des modernen Tanztheaters. Mit außergewöhnlichem Nachdruck lässt Leïla Ka ihren Körper von den Widersprüchen und der Komplexität des Seins und der Suche nach Identität erzählen. Zwei ergreifende Soli und ein Duo bringen unsere Sehnsucht nach Selbstbestimmung, Freiheit und Leben zum Ausdruck.
Se faire la belle
In einem blütenweißen Nachthemd ist Leïla Ka umgeben von tiefer Dunkelheit – dem Schwarz der Nacht, Ort der Phantasmen und der Schatten, des Träumens und des Loslassens. Auf Elektro-Bassrhythmen, die sich immer weiter steigern, tanzt sie ihr Solo als eine Sehnsucht nach Rebellion. Der von Zwängen geplagte Körper wird von einem unbändigen, unverfrorenen Wunsch nach Freiheit durchdrungen. Wie ein Löwe im Käfig will er sich aus seiner Gefangenschaft befreien. Die junge Künstlerin stürzt sich in einen minimalistisch anmutenden Tanz von außerordentlicher Kraft und Komplexität in eine Trance, die Erlösung bringt. Eine Metamorphose vollzieht sich. Se faire la belle wurde 2022 mit dem französischen Prix révélation chorégraphique des Syndicats de la critique ausgezeichnet.
C’est toi qu’on adore
Das Duo C'est toi qu'on adore entstand nach Pode Ser. Diesmal sind es zwei Frauen, die eine frenetische Energie auf die Bühne bringen. Zwei Frauen, die mit Widrigkeiten zu kämpfen haben, die man zwar erahnen kann, von denen man aber nicht mehr weiß. Sie fassen ihr Schicksal, die Zwänge, die Normen, die Last der Welt...und streben nach Befreiung und Emanzipation. Ständig zwischen Hoffnung und Ernüchterung gefangen, ringen die Tänzerinnen, taumeln, halten durch, fallen und stehen wieder auf. Dabei strahlen die bebenden Körper einen überwältigenden Lebenswillen aus.
Pode Ser
Pode Ser ist das erste Stück von Leïla Ka. Der Titel – „vielleicht“ auf Portugiesisch – ist eine Anspielung auf das Stück May B der französischen Choreografin Maguy Marin und eine Hommage an die portugiesischsprachige Community in ihrer Heimatstadt Saint Nazaire, wo Ka anfing Hip Hop zu tanzen. Wie in einem Boxring kämpft auf der Bühne eine Frau gegen Widerstände und gegen sich selbst. Mit geballten Fäusten und unnahbarem Blick führt sie ihre Bewegungen schnell und präzise aus. Dabei ist sie kämpferisch und zerbrechlich zugleich, eine rasende Madonna, eine Kriegerin in leichtem Gewand. Diese ambivalente Figur drückt über ihren Körper ihre Zerrissenheit aus, ihre Mühen, sie selbst und in der Welt zu sein. Stärke kokettiert mit Verletzlichkeit, das Weibliche vermischt sich mit dem Männlichen. Die Suche nach sich selbst ist immerwährend. 15 Minuten atemberaubende Fülle, ausgezeichnet mit fünf internationalen Choreografie-Preisen.