Ein Recital nannte man früher ein Konzert, bei dem die Performance eines einzelnen Künstlers im Mittelpunkt stand. In François Chaignauds Récital ist der Solist ein Tänzer, Chaignaud selbst, begleitet von Romain Louveau am Klavier. Chaignaud, Absolvent des Pariser Konservatoriums für Musik und Tanz, knüpft tänzerisch an die Tradition des Liederabends an und interpretiert diesen neu. Seine Performances, die oft eine Schnittstelle zwischen Gesang und Tanz bilden, sind das Ergebnis zahlreicher internationaler Zusammenarbeiten und werden weltweit aufgeführt. 2021 war er mit Soufflette im Théâtre Le Carreau – Scène nationale de Forbach et de l’Est mosellan zu Gast, ein Stück, das er für 14 Tänzer*innen des Balletts Carte Blanche in Norwegen kreierte.
Die Arbeiten des innovativen Tänzers sind stets eigen und befreit von gängigen Konventionen. In Récital orientiert sich sein Programm am Werk von Isadora Duncan, Pionierin des modernen Ausdruckstanzes und Gegnerin des klassischen Balletts, in ihrem künstlerischen Schaffen befreite sie den Körper von Korsett und Tutu. François Chaignaud machte das Erlernen von Duncans Repertoire zu einem Schwerpunkt seiner choreografischen Arbeit. Als Tänzer, Choreograf und Historiker begreift er Récital auch als Studie einer vergangenen Zeit und als heilsame Befragung zeitgenössischer Tanzproduktionen.
Die schwer fassbaren Tänze, die in einer Welt nie dagewesenen Wandels geschaffen wurden, zeugen vom starken Wunsch, eine eigene Intensität wiederzugewinnen – hin und her gerissen zwischen der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies, der Illusion der Rückkehr zu einem phantastischen Naturzustand, der Lust am Reisen und der Kontemplation sowie der Bejahung sinnlicher Kräfte eines Körpers, der vom modernen Leben entkräftet scheint.
Das Publikum von Récital hat zusätzlich die Möglichkeit, eine Ausstellung der faszinierenden, grenzüberschreitenden und von der Kunstgeschichte doch wenig beachteten Malerin Suzanne Valadon (1865-1938) zu besuchen. François Chaignauds Récital, präsentiert im Garten des Centre Pompidou-Metz, kann als Echo auf die ausgestellten Werke Valadons verstanden werden.