La Chambre Verte – Sélection Perspectives

In dieser Reihe präsentieren Künstler*innen des Festivals persönlich ihre Filme und Lieblingsfilme. Im Anschluss an die Vorführung sprechen wir über den Einfluss dieser Werke auf die künstlerische Praxis, über Inspiration und Ästhetik und tauschen uns über Film als kreative Quelle und Spiegel unserer Zeit aus.

  • In einer kleinen Stadt in Ostfrankreich führt Julien ein diskretes, zurückgezogenes Leben. Er ist körperlich unversehrt aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt, aber von den Massengräbern in den Schützengräben traumatisiert. Er widmet sein Leben denen, die er verloren hat. Den Toten, die er gekannt und geliebt hat, insbesondere seine Frau Julie, die viel zu früh, kurz nach ihrer Heirat verstorben ist. Im ersten Stock seines Hauses befindet sich ein Zimmer, das dem Andenken an seine Frau, Angehörige und Freunde gewidmet ist. Jeder Verstorbene wird durch die Flamme einer Kerze symbolisiert. Seine Besessenheit führt dazu, dass er den Toten mehr Aufmerksamkeit schenkt als den Lebenden – bis er Cecilia kennenlernt. Die junge Frau trauert ebenso – sie hat ihren Geliebten verloren.

La Chambre verte zählt zu François Truffauts intimsten und persönlichsten Filmen. Truffaut, der es nicht schaffte, die Hauptrolle an einen Schauspieler zu delegieren, spielte selbst Julien Davenne. Die leuchtende Nathalie Baye begleitet ihn in der Rolle der Cécilia.

Truffaut ist noch nie so weit gegangen in der Beschreibung eines Mannes, der wie hier von seiner Besessenheit verschlungen wird. Der Film gleicht einer schamlosen Beichte. Der Filmemacher ließ sich von drei Kurzgeschichten von Henry James inspirieren: The Altar of the Dead, The Beast in the Jungle und Friends of Friends. Der 1978 gedrehte Film La Chambre verte ist Truffaut zufolge ein radikaler Ausdruck der Obsession: eine einsame, fieberhafte, unglückliche Leidenschaft.

Der Film La Chambre verte ist für Victoria Halper und Kai Krösche (DARUM) im Hinblick auf den Entstehunsprozess ihres Stücks [EOL]. End of Life, das dieses Jahr bei Perspectives gespielt wird, eine große Inspirationsquelle gewesen. Im Anschluss an die Vorführung findet eine Diskussion mit Victoria Halper und Kai Krösche (DARUM) statt.

Kino achteinhalb

Nauwieserstr. 19
D-66111 Saarbrücken

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Mit François Truffaut, Nathalie Baye, Jean Dasté, Jean-Pierre Moulin, Jeanne Lobre, Antoine Vitez, Annie Miller, Marcel Berbert

Regie François Truffaut
Drehbuch
François Truffaut, Jean Gruault, nach Kurzgeschichten von Henry James
Kamera Nestor Almendros
Musik Maurice Jaubert
Schnitt Martine Barraqué